Sie sind hier: Blog: Mostar: die Radobolja-Brücke Kriva Ćuprija
Die Radobolja-Brücke Kriva Ćuprija (Krumme Brücke) ist eine von zwei Brücken aus osmanischer Zeit in Mostar, der größten Stadt der Hercegovina. Die kleine Bogenbrücke wurde im Jahr 1558 von Mimar Sinan als Baumuster für Mimar Hajrudin erstellt, der von Sultan Suleiman dem Prächtigen
den Auftrag erhalten hatte, in Mostar eine Brücke über die Neretva zu bauen.
Mimar (kein Vorname, sondern türkisch für Baumeister, Architekt) Sinan war der Überlieferung nach Armenier; jedenfalls war er ursprünglich Christ, der später zum Islam übertrat. Sinan war in der osmanischen Armee oberster General der Pioniere und nahm an vielen Feldzügen Sultan Suleimans teil. Zugleich war er Chefbaumeister des Sultans und errichtete viele Moscheen, Paläste, Schulen und andere Bauwerke im gesamten osmanischen Reich. In den Jahren 1557 und 1558 war Sinan in Mostar, um die Karađozbeg-Moschee (bosniakisch/kroatisch: Karađozbegova Džamija) zu bauen. Als Architekt hatte Sinan mehrere Schüler. Einer seiner Schüler war Hajrudin, der vom Sultan beauftragt war, in Mostar die Neretva-Brücke zu errichten.
Die Kriva Ćuprija über die Radobolja wurde innerhalb eines Jahres (1558) gebaut. Der Bau der größeren Neretva-Brücke Stari Most (Alte Brücke) zog sich zehn Jahre hin (1556 bis 1566) und dauerte deshalb so lange, weil sie während der Bauzeit mehrfach einstürzte. Sinan kam seinem Schüler Hajrudin zu Hilfe und baute kurzerhand über die Radobolja eine kleine Musterbrücke mit allen erforderlichen technischen Merkmalen einer größeren Brücke: in Sichtweite der zu bauenden Neretva-Brücke. Alleine um die nur wenige Meter breite Radobolja zu überbrücken, hätte es keiner so aufwendigen Brückenkonstruktion bedurft: ein paar Bretter vom einen Ufer zum anderen hätten zur Überquerung locker ausgereicht. Wer auf die Karte schaut, zweifelt, ob an dieser Stelle eine Brücke über die Radobolja nötig war.
Die Krumme Brücke war durch ein Jahrhundert-Hochwasser am 31.12.1999 zusammengebrochen, wurde aber bis zum Jahr 2002 originalgetreu wieder aufgebaut. Diese Zeitangaben weichen von denen der Unesco ab. Ich verlasse mich lieber auf die Aussagen einheimischer Mostarer Bürger als auf die Angaben ferner Unesco-Bürokraten. Diese Funktionäre sind ja nicht mal in der Lage, den Namen des Bauwerks in landesüblicher Schreibweise zu schreiben (falsche Unesco-Schreibweise: Kriva Cuprija, richtige Schreibweise in den Landessprachen Bosniakisch/Kroatisch: Kriva Ćuprija mit Akut über dem C).
Danke an Elvira von der Mostarer Reiseagentur Fortuna für die hilfreichen Informationen zur Krummen Brücke :-)
Die Radobolja, eher Bach als Fluß, entspringt an einem Berg in einem westlichen Ortsteil von Mostar, ist knapp fünf Kilometer lang und mündet etwa 150 Meter hinter der Kriva Ćuprija in die Neretva. Früher diente die Radobolja auch der Trinkwasserversorgung von Mostar, mittlerweile ist ihr Wasser wegen der vielfachen Einleitung von Abwasser aber ungenießbar. Die Mostarer Brauerei verwendet für ihr Hercegovačko Pivo kein Radobolja-Wasser. Keine Schlacht wurde je nach ihr benannt. Nicht mal eifrige Wikipedia-Legendenschreiber haben bisher behauptet, es hätte eine Schlacht an der Radobolja
stattgefunden. Ohne Sinans Brücke wäre die Radobolja überörtlich vermutlich genauso unbekannt wie der Hutgraben im Erlanger Ortsteil Tennenlohe.
Die Kriva Ćuprija (Mostar) auf der OSM-Karte
veröffentlicht in kat_Reisen