Sie sind hier: Blog: Ajatollah Khamenei nutzt Google Analytics
Die zu Ehren von Ajatollah Khamenei betriebenen Websites nutzen Google Analytics, einen Tracker
, der Besucherdaten in den USA speichert und verarbeitet. Der Analytics-Code ist auf den Seiten aller sprachspezifischen Subdomains unter der Domain khamenei.ir eingebaut, also auch auf der deutschen Sprachversion german.khamenei.ir.
Ajatollah Sejjed Ali Khamenei (englische Schreibweise: Ayatollah Seyyed Ali Khamenei) ist vom Expertenrat gewählter Revolutionsführer (Oberhaupt der islamischen Revolution) und gilt als Staatsoberhaupt der Islamischen Republik Iran (IRI). Er steht rangmäßig über dem vom Volk gewählten Staatspräsidenten Hassan Ruhani. Unter dem vom USA-Imperialismus gestützten Schah-Regime war er sechs mal vom Schah-Geheimdienst Savak in Haft genommen und auch gefoltert worden (die Savak-Leute sollen teilweise vom CIA und vom Mossad ausgebildet worden sein).
Die Überschrift meines Blogartikels Ajatollah Khamenei nutzt Google Analytics ist stark verkürzt. Ich will damit nicht behaupten, daß Khamenei für german.khamenei.ir und die anderen Sprachversionen sein eigener Webmaster ist und den Google Analytics Code persönlich eingefügt hat. Vielleicht weiß er nicht einmal, daß der GA-Code drinsteckt, weil es ihm niemand gesagt hat. Ein Rechts- oder Religionsgelehrter muß sich ja nicht unbedingt mit Webdesign oder gar Programmierung auskennen.
Die Dokumentation von Khameneis Reden, Vorträgen und Aufsätzen auf german.khamenei.ir (und den anderen Sprachversionen) wurde aber sicherlich mit seinem Einverständnis, wenn nicht gar auf seine Veranlassung, von ihm nahestehenden Mitarbeitern zusammengestellt. Unbedingt lesenswert, auch für Ungläubige wie mich, ist übrigens Ajatollah Khameneis Artikel Imperialismus. Seine Analyse enthält auch aus nationalistischer Sicht viele wahre Erkenntnisse.
Google Analytics (abgekürzt: GA) ist ein weltweit von vielen Webseiten-Betreibern genutzter Tracker
der Firma Google™ zur Besucheranalyse und Erstellung von Besucher-Statistiken. Die Nutzung von Google Analytics ist für Webseiten-Betreiber umsonst, und das GA-Codeschnippsel ist einfach einzubauen. Die beim Besuch einer Seite erfaßten Daten (IP-Adresse, Datum und Uhrzeit, Betriebssystem, Browser-Version und -Einstellungen, Bildschirmauflösung, Adressen der besuchten Seiten, ggf. referrer
.) werden in die USA übermittelt und in den USA auf Google-Rechnern gespeichert und weiterverarbeitet. Vermutlich werden diese Daten mit Daten aus anderen Quellen zusammengeführt, um Nutzer der Suchmaschine Google mit personalisierten Suchergebnissen zu beglücken, und um auf Webseiten mit Google-Anzeigen personalisierte Werbung einzublenden.
Umsonst ist also nicht kostenlos, denn der Webseiten-Betreiber bezahlt Google mit den Daten seiner Besucher. In Deutschland gilt die Verwendung von Google Analytics als datenschutzrechtlich bedenklich; GA darf hier nur genutzt werden, wenn bestimmte technische (Teilanonymisierung der IP) und rechtliche Voraussetzungen (Abschluß eines Vertrages mit Google, Hinweis auf Auftragsdatenverarbeitung durch eine Fremdfirma) erfüllt sind.
Die Seiten auf german.khamenei.ir und auch die anderen sprachspezifischen Subdomains unter der Domain khamenei.ir verwenden Google Analytics. Auf den beiden beigefügten Bildschirm-Schnappschüssen sehen Sie das: Bild 1 zeigt die Startseite von german.khamenei.ir im Browser Opera 36 mit installierter Erweiterung Ghostery (Symbol: das Gespenst mit dem blauen Bettlaken). Bild 2 zeigt den Quelltext der Seite, ganz unten blau markiert der GA-Code, und zwar ohne Teilanonymisierung der IP (vermutlich ist das im Iran rechtlich nicht vorgeschrieben). Den Quelltext einer Seite können Sie sich in allen Browsern anzeigen lassen, am einfachsten mit der Tastenkombination Strg+U
.
Ghostery, als Erweiterung für viele Browser kostenlos verfügbar, zeigt von der besuchten Webseite verwendete Tracker
, AdServer
und ähnliche Scripte an und blockiert diese auf Wunsch. Wenn vom Besucher blockiert, wird der jeweilige Tracker
(wie hier auf Bild 1 sichtbar: Google Analytics) durchgestrichen dargestellt. Nur mit Bordmitteln, ganz ohne Browser-Erweiterung oder Zusatzprogramm, kann man sich gegen die Erfassung durch Google Analytics mit einem Eintrag in die hosts
-Datei wehren:
127.0.0.1 google-analytics.com
127.0.0.1 www.google-analytics.com
Die hosts
-Datei befindet sich auf meinem System in diesem Verzeichnis: C:/WINDOWS/system32/drivers/etc/
. In anderen Windows-Versionen kann diese Datei aber woanders liegen. Meine hosts
-Datei enthält übrigens 15.600 Einträge :-) Die von Google für Analytics angebotene opt-out
-Lösung per Cookie
ist technisch die schlechteste aller Lösungen: Wer diese Möglichkeit nutzt, muß ein gesondertes Cookie
auf seinem Rechner speichern. Und wer alle gespeicherten Cookies
in seinem Browser löscht, müßte sich bei Google ein neues Cookie
erbetteln.
Daß Webseiten-Betreiber die Besuche auf ihren Seiten analysieren wollen und hierzu Besucher-Statistiken erstellen, ist berechtigt: Aus welchen Ländern und zu welcher Zeit kommen die Besucher? Welches Betriebssystem, welchen Browser und welche Bildschirmauflösung verwenden sie? Welche Seiten werden oft besucht, welche nur selten? Von welchen Suchmaschinen kommen die Besucher oder von welchen sonstigen Seiten steigen sie ein. Das wollen Webmaster wissen, um ihre Seiten technisch zu verbessern, für Geräte mit verschiedenen Auflösungen anzupassen und inhaltlich interessant zu gestalten.
Aber dazu muß man seinen Besuchern keine Auftragsdatenverarbeitung bei einer Fremdfirma in den USA zumuten, die im Verdacht steht, diese Daten mit Daten aus anderen Quellen zusammenzuführen und auszuwerten. Um Besucher-Statistiken zu erstellen, gibt es zu Google Analytics Alternativen, die auf dem eigenen Server installiert werden (ein eigener
Server kann natürlich auch ein gemieteter Server im shared-hosting-Betrieb sein). Ich nenne hier unter vielen Angeboten nur drei Beispiele (die drei Scripte sind geeignet für die Server-Programme Apache, Nginx und Microsoft IIS):
Mein Fazit: Angesichts vorhandener Alternativen zu Google Analytics erstaunt mich, daß der Webmaster des Revolutionsführers mit Google ausgerechnet eine Fremdfirma in den USA beauftragt hat, das Verhalten der Besucher zu analysieren und Besucher-Statistiken zu erstellen. Das ist Auftragsdatenverarbeitung im Land des imperialistischen Feindes der Islamischen Republik. Ganz abgesehen davon, daß die NSA mitlesen und die Daten abschöpfen könnte.
veröffentlicht in kat_Politik, kat_Internet