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Wie man bei Wikipedia zum Politiker wird

30.03.2015

In der deutschsprachigen Wikipedia-Ausgabe gibt es unzählige Politiker-Artikel über Personen, die weder der Wikipedia-Definition eines Politikers noch den Wikipedia-eigenen Relevanzkriterien eines Politikers entsprechen. Die meisten von ihnen engagieren sich politisch in ihrer Freizeit (oder haben das früher getan und leben noch, oder sind schon tot). Kurz gesagt: sie sind gar keine Politiker, werden aber von Wikipedia als Politiker bezeichnet. Dabei handelt es sich stets um Personen, deren Meinung vom derzeitigen politischen Schönheitsideal abweicht, also nicht der von Amerika herübergeschwappten Politischen Korrektheit entspricht. Personen mit marktkonformen politischen Zielen oder mit marxistischem Hintergrund sind die Guten und müssen nicht befürchten, von Wikipedia mit unwissenschaftlich zusammengeschusterten Artikeln an den Pranger gestellt zu werden.

Ein Beispiel für dieses Vorgehen ist der falsche Wikipedia-Artikel über mich selbst, Gösta Thomas. Ich habe mich früher in meiner Freizeit bei den Jungen Nationaldemokraten engagiert und war drei Jahre lang deren Vorsitzender. Politiker war ich nicht und bin ich nicht, sondern Programmierer (inzwischen im Ruhestand und jetzt auch Blogger :-)). Aus der NPD bin ich im Herbst 1987 ausgetreten. Mich 28 Jahre später als Politiker der NPD zu bezeichnen, ist völlig abwegig. Die beiden von Wikipedia angegebenen Quellen sind im Internet nicht einsehbar, so daß der Artikelinhalt nicht nachprüfbar ist. Diese Quellen-Angaben sind also wertlos. Der ganze Artikel widerspricht wissenschaftlicher Arbeitsweise. Die Angabe eines Geburtsdatums im Netz gegen den Willen des Betroffenen verstößt gegen deutsches Recht.

Die Artikel-Analyse Punkt für Punkt:

Wikipedia mißachtet eigene Politiker-Definition

Kein Amt und kein Mandat: also kein Politiker: Ein Blick in die Wikipedia-eigene Definition eines Politikers genügt, um zu erkennen, daß ich keiner bin. Der erste Satz des Wikipedia-Artikels Politiker lautet:

Als Politiker wird eine Person bezeichnet, die ein politisches Amt oder ein politisches Mandat innehat.

Ich hatte nie ein politisches Amt oder ein politisches Mandat inne und habe auch jetzt keines inne. Nicht jeder Aktivist, der sich in seiner Freizeit politisch engagiert (hat), wird dadurch zum Politiker. Genauso wenig wie ein Hobbykoch gleich ein Küchenmeister ist. Und genauso wenig wie ein Freizeit-Gitarrespieler durch sein Hobby schon zum Musiker wird (allenfalls zum Musikanten).

Wikipedia hat viele politische Freizeit-Aktivisten zu Politikern ernannt und über sie Artikel erstellt. Anhänger marktkonformer oder marxistisch beeinflußter Parteien befinden sich nicht darunter. Damit wird schnell klar, worum es der selbsternannten Enzyklopädie geht: Wikipedia will Personen mit einer nicht genehmen politischen Meinung an den Pranger stellen. So sind vor allem Personen, die sich für das Selbstbestimmungsrecht und die Emanzipation der Völker einsetzen, Wikipedia ein Dorn im Auge.

Wer Politiker ist, bestimmen die Wikipedia-Schreiber. Die Definition des Begriffs im eigenen Politiker-Artikel dient nur zur Tarnung und Täuschung.

Wikipedia mißachtet eigene Relevanz-Kriterien

Für die Galerie geschrieben sind auch die Wikipedia-eigenen Relevanzkriterien, die außenstehenden Lesern den Eindruck vermitteln sollen, als handele es sich um eine Anleitung für Wikipedia-Schreiber. Dort ist unter Politiker und Träger öffentlicher Ämter eine lange Liste veröffentlicht, die genau beschreibt, welche Sorten von Menschen relevant genug sind, um in einem Wikipedia-Artikel als Politiker beschrieben zu werden.

Der Wikipedia-relevante Politiker fängt auf internationaler Ebene an mit ...

Mitglied des Europaparlaments (oder in das Europaparlament gewählt)

Generalsekretär der Vereinten Nationen

und hört auf kommunaler Ebene auf mit ...

oberster (erster) Bürgermeister oder Äquivalent einer Kommune über 20.000 Einwohner

hauptamtlich tätiger Stellvertreter des obersten (ersten) Bürgermeisters oder Äquivalent von Städten ab 100.000 Einwohnern und kreisfreien Städten

Ich entspreche keinem einzigen der insgesamt 31 Wikipedia-Relevanzkriterien und habe auch früher keinem einzigen dieser Kriterien entsprochen. Meine Einsortierung als Politiker durch Wikipedia erfolgt mutwillig, ohne daß ich mich dagegen wehren könnte.

Im Jahr 1987 aus der Partei ausgetreten

Ich bin im Herbst 1987 aus der NPD ausgetreten, also seit 1987 kein Mitglied mehr.

Für alle, die es noch interessiert: Mein Austritt erfolgte nicht, weil ich meine politische Meinung geändert hätte, sondern im Gegenteil deswegen, weil meine Kompromißbereitschaft mit den Ergebnissen des 21. Parteitags endgültig erschöpft war. Es folgte die institutionalisierte Partnerschaft der NPD mit einer anderen Partei, deren Chef, gleichzeitig Herausgeber einer sogenannten National-Zeitung, durch seine Aussagen und Schlagzeilen die imperialistische Politik der USA würdigte.

Wikipedia-Quellenangabe: wo ist die erste Quelle?

Eine Quellenangabe ohne Link zur Quelle in einem Online-Lexikon? Wer nachprüfen will, was da steht, müßte das 118 DM teuere Buch von Uwe Hoffmann im Buchhandel oder in einer Universitätsbibliothek auftreiben. Für Wikipedia-Leser ist eine solche Quellen-Angabe wertlos, weil sie den Artikelinhalt nicht nachvollziehen und nicht überprüfen können. Hiermit wird nicht vorhandene Wissenschaftlichkeit vorgetäuscht.

Da ist es dann auch egal, daß ich keinen Uwe Hoffmann kenne und er mich nicht. Wenn er in seinem 1999 erschienenen Buch wirklich behauptet, ich wäre NPD-Mitglied, hat er als Wissenschaftler zwölf Jahre verschlafen.

Wikipedia-Quellenangabe: wo ist die zweite Quelle?

Der Link zur Quelle verweist auf den Wikipedia-Artikel über eine Zeitschrift namens Mut. Das beweist nur, daß es einen solchen Artikel gibt. Aber das Vorhandensein eines Wikipedia-Artikels über diese Zeitschrift beweist nicht irgendwelche Behauptungen im Wikipedia-Artikel über mich. Auch diese Quellen-Angabe ist wertlos, weil der Artikelinhalt nicht nachprüfbar und nicht nachvollziehbar ist.

Immerhin: Die Zeitschrift Mut gibt es wirklich. Auf deren Website www.mut-verlag.de gibt es sogar ein Archiv mit vielen Ausgaben zum Nachlesen. Aber die von Wikipedia angegebene Ausgabe Nr. 71/1971 fehlt in diesem Archiv. Dort fehlen der komplette Jahrgang 1971 und weitere Jahrgänge aus der Anfangszeit dieser Zeitschrift.

Im Vergleich zum Artikel über mich ist die Bequellung des Mülltonnenbox-Artikels nahezu mustergültig und genügt höchsten Wikipedia-Anforderungen ;-)

Angabe Geburtsdatum: Wikipedia-Verstoß gegen deutsches Recht

Das Geburtsdatum ist nach deutschem Recht ein personenbezogenes Datum , welches ohne Einverständnis des Betroffenen nicht ins Netz gestellt werden darf. Ich selbst habe kein Geburtsdatum im Netz veröffentlicht oder gar irgendeinem Wikipedia-Schreiber mitgeteilt. Wikipedia kann sich also nicht darauf berufen, sie hätte nur zitiert, also ein Datum wiedergegeben, welches schon anderswo im Internet öffentlich sichtbar war. Ein Geburtsdatum zusammen mit meinem Namen ist im Netz nur bei Wikipedia zu finden. Die Veröffentlichung des Geburtsdatums verletzt das Persönlichkeitsrecht und verstößt gegen deutsche Gesetze.

In der Wikipedia-Benutzer-Diskussion: Dandelo im 4. Abschnitt sieht man recht anschaulich, wie es jemandem ergeht, der es wagt, sich auf Wikipedia-Territorium gegen die Veröffentlichung seines Geburtsdatums zu wehren: Der Wikipedia-Anonymus Dandelo wimmelt den Professor Norbert M. ab und verweist ihn an ein Support-Team im Wikipedia-Hauptquartier in San Francisco, Kalifornien.

Gipfel der Wikipedia-Dreistigkeit: Der Wunsch nach Löschung des Geburtsdatums muß vom Opfer bequellt werden. Dabei ist dieser Wunsch nur allzu berechtigt, um Identitäts-Diebstahl zu vermeiden. Kein Einzelfall: Es gibt viele solcher Fälle auf Wikipedia, und dieser ist nur ein Beispiel. Immerhin konnte Norbert M. mittlerweile die Löschung seines Geburtsdatums erkämpfen. Ob er dazu seine Rechtsabteilung anwerfen und in den USA klagen mußte, weiß ich nicht.

Wikipedia: Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Weil ich es nicht besser formulieren könnte, hier ein Zitat zur Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch Wikipedia :

Der Grundsatz, wer Recht hat, dem muss zu seinem Recht verholfen werden, stößt bei Persönlichkeitsrechtsverletzungen durch Wikipedia-Einträge schnell an seine Grenzen. Das anonyme und intransparente System Wikipedia befördert das Denunziantentum und macht das Grundrecht auf rechtliches Gehör des Betroffenen zur Farce, weil er sich oftmals nicht wirksam zur Wehr setzen kann. Während sich Wiki-Autoren herausnehmen, ihre Opfer beim Namen zu nennen und vorzuführen, verschanzen sie sich selbst hinter anonymen und pseudonymen Firewalls.

Ich selbst werde bei Wikipedia weder Löschwünsche bequellen noch am Wikipedia-Hauptquartier in den USA um rechtliches Gehör betteln. Und ich werde mich nicht durch eine Diskussion mit Wikipedia-Anonymussen auf ihrem Territorium und nach ihren Regeln als Tanzbär vorführen lassen. Der Wikipedia-Benutzer Fehlerfuchs, Ersteller und Erstverfasser des Artikels über mich, hat jedoch meine Neugier geweckt: er heißt Nico Unkelbach und stammt aus Potsdam.

veröffentlicht in kat_Wikipedia

 
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